WARUM ENTSTEHT RAUM FÜR INNOVATION ?

THEORIEARBEIT MASTERTHESIS
Masterthesis Wintersemester 2017/18 I Betreuer: Prof. Dott. Gilberto Botti
Verfasser: Farah Jean Fürst

1.O EINLEITUNG

Weltweit entscheiden sich Organisationen aller Art – Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Universitäten und Schulen, einen physischen Raum für Kreativität und Innovation zu schaffen. Innovation ist ein bedeutsamer Faktor für einen dauerhaften Erfolg.
Das international erfolgreiche Unternehmens- und Strategieberatungsunternehmen McKinsey bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens, innovativ zu sein, als „wichtigsten Treiber für Wachstum, Leistung und Wertschöpfung.“ (McKinseyQuarterly, 2008) Auch Universitäten, wie z.B. die University of Pennsylvania sehen ein wachsendes Potential für die Entwicklung unserer Zukunft durch die Entstehung eines Ortes, der die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördert.
Auf dem neu entstandenen Hochschulcampus in Philadelphia wurde ein Innovationszentrum als erster Baustein des Campus gesetzt. Das Innovationszentrum umfasst Räumlichkeiten für Digitalprojekte und handfeste Ingenieursarbeit und Experimente, sowie Arbeitsräume für die Forscher und Kommunikationsbereiche, die den sozialen Austausch fördern sollen.

Unsere Welt verändert sich rasant. Neue Technologien, Produkte und Dienstleistungen umgeben und fordern uns täglich. Die Veränderungen des Klimawandels, sowie des demografischen Wandels, der Globalisierung und der stetig wachsenden Weltbevölkerung, können nur mit weitreichender, fachübergreifender Zusammenarbeit angegangen werden.
Das fordert zum Handeln heraus.

Im Folgenden werden die Veränderungsprozesse unserer Zeit und Zukunft und die dadurch entstehende Notwendigkeit des Zusammenspiels unterschiedlicher Disziplinen in der heutigen Zeit, in Bezug auf die Gestaltung der Zukunft aufgeführt. In diesem Zusammenhang, wird die Bedeutung und der Einfluss eines physischen Ortes auf den Menschen, untersucht. Schließlich wird dieser Thematik im Entwurf ein physischer Raum gegeben.
Die „Denkfabrik“ soll ein attraktives Innovationsfeld bieten, an dem Studenten aller Fachrichtungen, junge Berufstätige und Wissenschaftler an einem Ort zusammenkommen und mit den Bürgern, im Hinblick auf Probleme und Fragestellungen unserer Zeit, handeln können.


"DER HANDELNDE IST WEISER ALS DER WISSENDE"
Lucius Annaeus Seneca
(röm. Philosoph, Politiker, Schriftsteller (* etwa im Jahre 1 † 65 n. Chr.)










2.O DIE GESTALTUNG DER ZUKUNFT (INNOVATION)
IN EINER ZEIT DES WANDELS


Unsere Welt befindet sich im Wandel. Neue Technologien, Produkte und Dienstleistungen umgeben und fordern uns täglich. Aber auch Herausforderungen, wie der Klimawandel, sowie der demografische Wandel, die Globalisierung und die stetig wachsende Weltbevölkerung, tragen dazu bei, dass sich die wissenschaftlichen, ökonomischen und die kreativen Disziplinen von Grund auf neu disponieren müssen und die gewohnten Handlungsweisen für die Zukunft nicht mehr genügen. Marjetica Potrč, eine Künstlerin, die neue Formen politischer und nachhaltiger Lebensarten testet und Modelle für die Stadt der Zukunft entwickelt, sagt: „Die Regierenden können sich diesen Herausforderungen, die das Anthropozän1 mit sich bringt, nicht alleine stellen.“ (Hartung, 2017, S. 152) Das Zusammenspiel unterschiedlicher Gruppen ist daher unverzichtbar. „Menschen brauchen andere Menschen – um ihre Möglichkeiten auszuloten, um das Knäuel der Komplexität zu entwirren und um zur vielschichtigen Klarheit wirklich brillanter Lösungen zu gelangen.“ (Steelcase, o.J.) Der Begriff „Design Thinking“ gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der Begriff steht für einen Ansatz, der zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen führen soll. Die Absicht ist es, Lösungen zu finden, die aus Sicht des Nutzers überzeugend sind. Im Gegensatz zu anderen Innovationsmethoden kann bzw. wird Design Thinking nicht als Methode oder Prozess, sondern als Ansatz beschrieben, der auf den drei gleichwertigen Grundprinzipien Team, Raum und Prozess besteht. (vgl.Hester Hilbrecht, 2013) Möglichst verschiedene Meinungen, Ansichten, Erfahrungen und Kenntnisse sollen zusammengebracht werden. Grundannahme des Design Thinking ist, dass Innovation in der Schnittmenge aus den drei gleichberechtigten Faktoren Mensch, Technologie und Wirtschaft entsteht. Innovation vereint demzufolge Attraktivität, Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Design Thinking besagt, dass alle drei Faktoren zu beachten sind, denn nur dann setze sich eine Innovation durch. (vgl.NN(Kreativitätstechniken), o.J.)
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1 Der Ausdruck Anthropozän ist ein Vorschlag zur Benennung einer neuen geochronologischen Epoche: nämlich des Zeitalters, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. (Titz, 2016)




"DER SCHÄDLICHSTE SATZ IN JEDER SPRACHE IST:
SO HABEN WIR DAS IMMER GEMACHT!"

Grace Hopper
(US-amerikanische Informatikerin und Computerpionierin * 9. Dezember 1906 † 1. Januar 1992)



Kein Unternehmen kann heutzutage ohne Innovation überleben. Sie stehen ausnahmslos unter dem Druck, fortwährend, innovative Produkte zu kreieren und besonders auch die internen Prozesse zu erneuern, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein. Was Innovation so schwierig gestaltet, liegt in der wörtlichen Bedeutung des Wortes: „Neuerung“ oder „Erneuerung“. Es ist vom lateinischen Verb innovare (erneuern) abgeleitet. (NN(Wikipedia), o.J.) Innovation bedeutet Veränderung: sich vom Gewohnten abwenden, sich dem Neuen zuwenden. Die Gewohnheit liegt in der Natur des Menschen. Menschen handeln und arbeiten wie gewohnt. Die Gewohnheit macht es so schwer, anders zu handeln. Falls es sich dennoch durchsetzt, dann spricht man von Innovation.

Der Wandel durch die Digitalisierung, die Globalisierung und den oben genannten Herausforderungen, die das 21. Jahrhundert mit sich bringt, tragen dazu bei, dass sich Ängste und Unsicherheiten über die Zukunft in der Gesellschaft verbreiten. Dirk von Gehlen äußert sich im Januar 2017 folgendermaßen zu diesem Thema: „Notwendig wäre eine Haltung zum Morgen, […]“, die „Zukunft zunächst einmal als gestaltbar erkennt“ (Gehlen, 2017) Gerade in einer Zeit des Wandels muss der Mut der Gesellschaft erwachen, um sich Probleme und Fragestellungen unserer Zeit anzunehmen, und im Miteinander neue Innovationen zu erarbeiten. Innovationen sind gewiss eine unsichere Angelegenheit. Der Soziologe Armin Nassehi, schlägt als Lösung für die kompliziert gewordene Welt vor: „Die Fähigkeit zu vernetztem Denken, das mit Instabilitäten rechnet und Abweichungen liebt, dass Komplexitäten nicht vermeidet oder weg redet, sondern versteht und entfaltet und sie mit ihren eigenen Mitteln schlägt.“


"DIE BESTE MÖGLICHKEIT, DIE ZUKUNFT VORAUSZUSAGEN, IST SIE ZU GESTALTEN"
Joseph Beuys
(deutscher Aktionskünstler, Bildhauer, Kunsttheoretiker * 12. Mai 1921 † 23. Januar 1986)




3.O DER PHYSISCHE RAUM

Ein „Haus“, ein physischer Ort, bietet einerseits Schutz und andererseits die Möglichkeit Potenziale zu entfalten. An einem derartigen Ort erfährt man Zugehörigkeit und Individualität. „Ein Haus gewährt dem Menschen einen Standpunkt und öffnet ihm zugleich den Zugang in die Welt. […] Wo Häuser […] Menschen zusammenbringen und Raum für Spiel und Kultur schaffen, da können sie auch Orte werden, an denen das Eigene, Originelle, Unverwechselbare wächst.“ (Kulick, 2017, S. 117)

Um dem Grundgedanken des Design Thinking, nämlich möglichst verschiedene Meinungen, Ansichten, Erfahrungen und Kenntnisse zusammenzubringen und umzusetzen, müssen die passenden Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft an einem physischen Ort zusammengeführt werden.

„[…] physische Orte helfen den Menschen dabei, sich auszutauschen, Wissen zu teilen, gemeinsam zu lernen, und jene sozialen Netzwerke vertrauensvoller Zusammenarbeit aufzubauen, die gerade zur Bewältigung großer Herausforderungen so wichtig sind.“ (Steelcase, o.J.)



"EIN HAUS GEWÄHRT DEM MENSCHEN EINEN STANDPUNKT UND ÖFFNET IHM ZUGLEICH DEN ZUGANG IN DIE WELT"
(Kulick, "Das Haus", 2017, S. 118)





"EIN HAUS IST IMMER AUCH EIN SCHUTZRAUM. IN IHM WIRD DER MENSCH FREI, ÜBER DEN TAG HINAUS IN DIE ZUKUNFT ZU DENKEN"
(Kulick, "Das Haus", 2017, S. 100)


"FÜR DIE GESTALTUNG EINER NACHHALTIGEN ZUKUNFT IST ES ESSENZIELL, DASS HINSICHTLICH UNSERER WERTE UND UNSERER TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHEN UND ONTOLOGISCHEN ENTWICKLUNG DIE RELEVANZ DES KÖRPERS WIEDER IN DEN FOKUS RÜCKT.
(Interview:BeAnotherLab, 2017, S. 60)



3.1 DIGITALISIERUNG IN BEZUG AUF VERNETZUNG UND VERORTUNG

Mit dem Beginn der Digitalisierung und dem Entstehen der Netzwerkgesellschaft, wurden moderne Informations- und Kommunikationstechnologien selbstverständlich. Heute wird immer häufiger der virtuelle Raum als Kommunikationsraum genutzt. Das Internet macht es möglich, an einem beliebigen Ort zu einer beliebigen Zeit Informationen digital abzurufen oder Kontakt mit anderen aufzunehmen. Wir profitieren von derartigen Kommunikationsmethoden, wie z.B. Blogs, Wikis, Social Networking oder Instant-Messaging-Funktionen. Das Internet bietet die Möglichkeit durch Blogs, die Erfahrungen und Kenntnisse mit der Öffentlichkeit zu teilen. Wikis bieten einen bequemen Zugang zu globalen Wissensressourcen. InstantMessaging, wie Twitter oder WhatsApp erleichtern die Kommunikation weltweit. Social Networking Portale, wie z. B. Facebook oder Instagram bieten eine Plattform zur Selbstdarstellung. Trotz den unbestrittenen Vorteilen, gibt es auch eine Kehrseite der Digitalisierung.

„Aktuelle Forschungen der Neurophysiologie zeigen, dass die Nutzung sozialer Netzwerke zu einer beträchtlichen Zunahme von Störungen und infolge dessen zu einem dramatischen Rückgang der Konzentrationsfähigkeit […] führt. Hinzu kommt eine schwer kontrollierbare Reizüberflutung die sich im Gehirn als Hemmnis für Kreativität und Einfallsreichtum auswirkt“ (Kulick, "Das Büro der Zukunft", 2017, S. 345). Gerade deshalb darf der physische Ort nicht außer Acht gelassen werden. Es gibt Aspekte, die den physischen vom virtuellen Raum unterscheiden. Im Gegensatz zum virtuellen Raum ist der physische Raum in einem kulturellen, zeitlichen Rahmen verortet und besitzt einen genius loci 2. „Der Ort bietet etwas, das der virtuelle Raum nicht bieten kann: Vielschichtigkeit. Der Ort erzeugt vielschichtige Sinneserfahrungen und spricht eben nicht nur visuelle und geistige Sinne an, wie es der virtuelle Raum tut. Er bietet das Gefühl des authentischen Zuhauses, das Gefühl, geerdet zu sein.“ (Schegk, 2014, S. 168)

Forschungsarbeiten aus dem Jahr 2011, die mit der Plattform CING3 durchgeführt wurden, zeigen, dass die virtuelle Kommunikation ein Treffen im physischen Ort, bei weitem nicht ersetzt. Der virtuelle Raum kann nur eine unterstützende Rolle einnehmen, sonst droht der Verlust von ‚Ort‘ in den verschiedensten Bereichen. Der Handel verschwindet immer mehr ins Netz. Auch die meisten Produktionsstätten aus Deutschland und Zentraleuropa werden in das Ausland verlagert. Demnach geht auch die wertvolle Ressource des Standortes verloren.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der physische Ort für den persönlichen Austausch, zur Stärkung des Standorts (Wirtschafts- Forschungs- und Bildungsstandort) bedeutsam bleibt. Hier können Ideen entstehen, die innovative Prozesse fördern.

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2 Der lateinische Begriff genius loci bedeutet wörtlich übersetzt „der Geist des Ortes“. In der Architektur bezeichnet der Begriff die Merkmale eines Ortes, denn jedes Grundstück definiert sich zunächst aus seiner Lage und der Einbettung in seine Umgebung, hieraus gewinnt es seine Wertigkeit, seinen Charakter und seine Nutzungsmöglichkeit. Zudem beinhaltet es die Atmosphäre und Aura eines Ortes. (NN(Wikipedia), o.J.)
3 CING steht für „Creative Industries Networking Group“ und wurde 2008 in Manchester gegründet.






3.2 EINFLUSS EINES PHYSISCHEN RAUMS AUF DEN MENSCHEN

Der physische Raum und der Mensch beeinflussen sich gegenseitig. Einerseits stellt ein Raum einen Handlungsrahmen für den Menschen dar, andererseits ist er auch sozial konstruiert. Der Mensch eignet sich die Umwelt als Nutzer an, er verändert sie als Gestalter. Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen von Raum, und wie sie diesen nutzen oder gestalten.

Die Wahrnehmung eines Raumes wird von seiner Bedeutung und Geschichte, der Proportion, sowie die Beziehung zu anderen Räumen bestimmt. Aber auch „die Vertrautheit mit Räumen (Geburtshaus, Heimat, Fremde) spielt eine entscheidende Rolle bei der Raumwahrnehmung.“ (NN(Wikipedia), o.J.) Besonders bedeutsam ist der Einfluss von Erfahrungen und Erinnerungen des Menschen auf den Raum. Wie der Mensch einen Raum erlebt, hängt nicht nur von räumlichen Elementen ab, sondern auch von Eigenschaften, wie z.B. Temperatur, Farbgebung, Helligkeit, Oberfläche und Geruch. Eine harmonische Qualität eines Raumes, kann nicht nur durch das Zusammenspiel von Farben und Formen, sowie Material und Oberfläche entstehen, sondern auch durch das Gleichgewicht zwischen Funktionalität und Ästhetik.

Der Philosoph Andy Clark hat in seinen Arbeiten gezeigt, „dass wir durch die Einrichtung unserer physischen ebenso wie unserer sozialen Umgebung unseren Intellekt ebenso wie unsere Fähigkeit des Denkens und Argumentierens konstruieren bzw. rekonfigurieren.“ (Kulick, 2017, S. 303)

Infolgedessen ist die physische und soziale Umgebung ein maßgeblicher Faktor kreativer Prozesse. Wenn die Gestaltung des Raumes in Verbindung mit der Funktionalität ausgewogen geplant ist, können sich innovative Ergebnisse ungehindert entfalten.


"ERST GESTALTEN WIR UNSERE RÄUME, DANN GESTALTEN SIE UNS."
Winston Churchill
(britischer Staatsmann des 20. Jahrhunderts; 1951-1955 Premierminister * 30. November 1874 † 24. Januar 1965)









4.O INTERDISZIPLINÄRES ARBEITEN

„Heute müssen wir uns mit Problemen abmühen, die nicht nur vielschichtig, sondern auch alle miteinander verwoben sind. Dass die Spezialisierung der Disziplinen immer feiner wird, ist eine unumkehrbare Entwicklung“ (Interview:BeAnotherLab, 2017). Im Hinblick auf die Zukunft wird nicht eine Disziplin bedeutender, sondern vielmehr die Interdisziplinarität. Unter Interdisziplinarität versteht man die Nutzung von Ansätzen, Denkweisen oder zumindest Methoden verschiedener Fachrichtungen. Eine interdisziplinäre oder fächerübergreifende Arbeitsweise umfasst mehrere voneinander unabhängige Einzelwissenschaften, die einer meist wissenschaftlichen Fragestellung mit ihren jeweiligen Methoden nachgehen. (NN(Wikipedia), o.J.) Darunter fasst man z.B. die gemeinsame Bearbeitung einer Problem- oder Fragestellung. Eine disziplinübergreifende Kommunikation kann somit stattfinden. Durch den Wissensaustausch wird ein Mehrwert erzeugt, den keine Disziplin alleine hätte entwickeln können. Auf diese Weise müssen sich die Mitglieder der einzelnen Disziplinen nicht in die ihnen nicht geläufigen Fachgebiete einarbeiten. Dadurch können Fachbereiche weiter vertieft werden und somit Experten ausgebildet werden. Zum anderen werden die einzelnen Teammitglieder zu neuen Denkweisen herausgefordert, und die Ideen und Gedankengänge zu einzelnen Problemstellungen durch den interdisziplinären Dialog weitergetragen.

Die Steelcase/CoreNet Global-Studie, die 2010 durchgeführt wurde, zeigt, dass über die Hälfte der Teilnehmer (55 Prozent) bei der Bearbeitung innovativer Projekte oft Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammentreffen. Eine große Mehrheit der Unternehmen (85 Prozent) setzt auf die Unterstützung externer Berater und Experten – üblicherweise für gelegentliche Kooperationen (67 Prozent) und nicht etwa für die meisten oder alle Projekte. Zwei Drittel verfügen über langfristige Beziehungen zu externen Partnern. 65 Prozent der Befragten dieser Studie geben dennoch an, dass sich ihre Arbeitsräume insgesamt eher für individuelles statt gemeinsames Arbeiten eignen (Steelcase, o.J.).

Schließlich zeigt sich, dass Interdisziplinäres Arbeiten zu Ideengenerierung und neuartigen Entwicklungen führt. Teams, die verschiedene Disziplinen vereinen, sind essentiell. Die Kombination verschiedener Vorstellungen und Denkansätzen sorgt dafür, dass diese Teams meist ungewöhnliche und innovative Herangehensweisen haben, die zu außerordentlichen Ergebnissen führen können.










"LEBEN HEIßT IN-BEZIEHUNG-SEIN:
ZU ANDEREN MENSCHEN, ANDEREN WESEN, ANDEREN DINGEN."

(Andreas Kulick, "Die Welt", 2017, S. 32)




5.O RÄUME FÜR VIELSCHICHTIGES DENKEN
5.1 PLANUNG VON INNOVATIONSRÄUMEN

Durch die Planung entsprechender Räume werden Innovationsprozesse beschleunigt. Eine gute Gestaltung stellt frische Ideen in den Mittelpunkt. Sie bietet ausgezeichnete Bedingungen für teambasiertes Denken und unterstützt innovative Arbeitsmethoden, wie Design-Thinking. Im Folgenden werden einige wichtige Aspekte, die bei der Planung von ‚innovativen‘ Innovationsräumen zu berücksichtigen sind, beschrieben.

5.1.1 FLEXIBLE RÄUME

Ein wesentlicher Faktor bei Innovationsräumen ist die Flexibilität. Der Innovationsforscher Markus Peuschel äußert sich zu diesem Thema: „Die Herausforderung besteht darin, einen Raum so zu gestalten, dass der Fluss des Wissens und des sozialen Austausches für die jeweils anstehende Aufgabe auf bestmögliche Weise unterstützt wird.“ (Kulick, 2017, S. 304) Die Räume müssen wandlungsfähig sein, um sich den aktuellen Anforderungen an den Raum und der jeweiligen Situation (auch spontane Handlungen oder Ideen), anpassen zu können. Dazu zählen verschiedene Arbeitsweisen, der interdisziplinäre Informationsaustausch oder die sich verändernden Arbeitsmittel. Hierzu dienen verschiebbare Wandelemente, die den Räumen einen ständigen Wandel ermöglichen, und somit verschiedenen Arbeitsgruppen und Arbeitsbedürfnissen gerecht werden. Die flexiblen Trennwände können große Räume teilen oder erweitern. Auch mobile Möbel auf Rollen unterstützen das agile Arbeiten.

Die Rauminstallation in der abgehängten Decke, ermöglicht beispielsweise die Flexibilität der Räume. Zudem wird auf diese Weise eine gute Raumakustik erzeugt, die Beleuchtung kann unkompliziert integriert werden. Die Installation kann aber auch im Hohlraumboden geführt werden. Diese Systemböden bestehen aus einer Tragschicht, die auf einer speziellen Unterkonstruktion gelagert wird. Die Unterkonstruktion ist so ausgebildet, dass ein Hohlraum zwischen der Tragschicht und der Rohdecke zur Durchführung von Installationen für Telekommunikation, Elektroanschlüssen oder Heizung/Lüftung usw. entsteht. (NN(BaunetzWissen), o.J.) Hierbei entsteht eine hohe Flexibilität für Daten- und Elektroleitungen, Quelllüftungen sind leicht zu realisieren und das Heizelement ist nicht sichtbar an der Fassade. Beide Ansätze bieten die Möglichkeit einer wandelbaren Raumstruktur.






"FLEXIBLE RAUMSTRUKTUREN UNTERSTÜTZEN DIREKTEN WISSENSTRANSFER."
Scope Architekten (www.scopeoffice.de)



5.1.2 INSPIRIERENDE RÄUME

Innovation braucht zwei Dinge: kreative Köpfe und inspirierende Räume. Für jede Wissensarbeit ist es essenziell, neue Ideen zu generieren. Bei der Entwicklung von Innovationen sind Inspirationen hilfreich. Begeisternde und motivierende Räume dienen als Werkzeug um kreatives Denken zu unterstützen. Rosan Bosch, eine Designerin, sagt, „man kann natürlich keine Räume bauen, die Unkreative plötzlich kreativ werden lassen, aber immerhin Räume, die kreatives Arbeiten unterstützen.“ (Birgit Gebhardt, 2016)



"INSPIRIERENDE RÄUME ERLAUBEN SIMULTANE PROZESSE UND WAHRNEHMUNGEN. HIER KANN MAN QUER DENKEN."
(Kulick, 2017, S. 312)







5.1.2.1 ATMOSPHÄRE DURCH LICHT UND AUSBLICK

Tageslicht ist für den Menschen lebensnotwendig und für unser Wohlbefinden unersetzlich. In der oftmals künstlich beleuchteten Lebens- und Arbeitswelt fehlt häufig eine zufriedenstellende Tageslichtdosis, um Menschen physisch und psychisch gesund zu halten. Die Tageslichtbeleuchtung ist die Voraussetzung für ein ermüdungsfreies Arbeiten. Ausreichend Tageslicht lässt die Produktivität und die Leistungsfähigkeit steigern. „Man plante“ lange Zeit „Großraumbüros oder Schulen mit möglichst geringem Bezug zur Außenwelt, um die Konzentration beim Arbeiten nicht zu stören. Heute belegen Studien, dass Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz über wenig Tageslicht verfügen, nach einiger Zeit über zahlreiche Befindlichkeitsstörungen klagen.“ (NN(BaunetzWissen), o.J.).

Inspiration gewinnt man mit Offenheit nach außen. Introvertierte Räume bewirken demnach das Gegenteil von Inspiration. „Mit dem Licht entsteht der Raum. Nicht zufällig heißt der ursprünglichste vom Menschen geschaffene Raum ‚Lichtung‘. Denn nur wo der Blick frei und die Sicht offen ist, kann sich etwas zeigen.“ (Kulick, 2017, S. 405) Auf welche Art das Licht in den Raum fällt, beeinflusst die Atmosphäre4 im Raum. Zum Thema Licht schreibt Peter Zumthor in seinem Buch ‚Atmosphären‘, „Das beelendet mich sehr, […] gestern und heute zu sehen, wie viele Häuser kein Licht mehr von außen haben in dieser wunderschönen Landschaft, wo die Natur, das Sonnenlicht von einer umwerfenden Schönheit ist.“ Demzufolge lebt ein inspirierender Raum von der Atmosphäre, die natürliches Licht in den Raum fallen lässt, sowie vom Bezug und Ausblick in die Umgebung (Natur).
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4 „Das Wort Atmosphäre leitet sich her vom griechischen átmos , Dunst, Hauch, Atem und sphairos , Kugel. Die Atmosphäre ist der Dunstkreis, worin sich dem Empfänglichen die unverwechselbare Eigenheit des Anderen erschließt.“ (Kulick, 2017, S. 397)


5.1.2.2 WEITE UND RÜCKZUG

Obwohl der Mensch durch den Austausch und die Nähe zu anderen Kollegen, Mitarbeitern, Studenten usw., seine Kreativität entfalten kann, benötigt er zugleich Weite im Raum. Wenn Menschen sich stundenlang zu nahe sind, kann sich das negativ auf das Wohlbefinden auswirken. Jürgen Glaser und Britta Herbig beschreiben in ihrer Studie ‚Kreativität und Gesundheit‘ der Zeitschrift ‚buero-forum‘, dass „Unbehagen zu einem Verstummen der Kommunikation und zu Stressgefühlen führt. Damit kann eine zu kleine Arbeitsfläche […] zu einem Stressor werden, der Gesundheit beeinträchtigt und durch fehlende Kommunikation Kreativität behindert.“ (Jürgen Glaser, 2009)

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin legt daher Regeln für Arbeitsstätten fest. Auch die Anforderungen an die Raumabmessungen von Arbeitsräumen werden beschrieben. Die Grundflächen von Arbeitsräumen sind folgendermaßen aufgeführt: „Für Büro- und Bildschirmarbeitsplätze ergibt sich bei Einrichtung von Zellenbüros als Richtwert ein Flächenbedarf von 8 bis 10 m2 je Arbeitsplatz einschließlich Möblierung und anteiliger Verkehrsflächen im Raum. Für Großraumbüros ist angesichts des höheren Verkehrsflächenbedarfs und ggf. größerer Störwirkungen (z. B. akustisch, visuell) von 12 bis 15 m2 je Arbeitsplatz auszugehen.“ (NN(BAuA), 2017) Die Bewegungsflächen der Beschäftigten am Arbeitsplatz muss mindesten 1,50m2 betragen. Sind mehrere Arbeitsplätze nebeneinander angeordnet, muss die Breite der Bewegungsfläche an jedem Arbeitsplatz mindestens 1,20 m betragen. Die Lichte Höhe von Arbeitsräumen ist von der Grundfläche abhängig. So müssen bei bis zu 50m2 die lichte Höhe mindestens 2,50m und bei mehr als 100m2 mindestens 3,00m betragen Man stellt fest, dass besonders Kreativität5 Platz und Weite braucht. Demzufolge lebt ein inspirierender Raum auch von Großzügigkeit und Weite.

Neben dem ‚Platz‘ am Arbeitsplatz, ist auch die Kontemplation6 nicht zu vernachlässigen. Um seine Arbeit gut zu machen, braucht der Mensch nicht nur ausreichende Abmessungen des Arbeitsplatzes, sondern auch Rückzugsorte. „Nur wer sich sammeln kann und dafür Raum und Zeit gewährt bekommt, wird konstruktiv zu einer Versammlung beitragen.“ (Kulick, 2017, S. 355) Man muss erkennen, dass Arbeitszeit auch Lebenszeit ist. Das entspannen einerseits und das zielgerichtete Arbeiten andererseits, unterstützen den Innovationsprozess.

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5 Das Wort Kreativität bezeichnet die Fähigkeit, etwas zu erschaffen, was neu oder originell und dabei nützlich oder brauchbar ist. (Mark A. Runco, 2012, S. 92-96)
6 Das Wort Kontemplation (von lateinisch contemplatio „Richten des Blickes nach etwas“, „Anschauung“, „Betrachtung“) ist in philosophischen und religiösen Texten die Bezeichnung für ein konzentriertes Betrachten. Dies entspricht ungefähr dem Begriff theōría in der griechischen Philosophie. In erster Linie geht es dabei um Betrachtung eines geistigen, ungegenständlichen Objekts, in das man sich vertieft, um darüber Erkenntnis zu gewinnen. (NN(Wikipedia), o.J.)







"JE FREIER MAN ATMET, JE MEHR LEBT MAN."
Theodor Fontane
(deutscher Schriftsteller * 30. Dezember 1819 † 20. September 1898)



5.2 BEGEGNUNGSRAUM
5.2.1 INFORMATIONSBEREICH / AUSSTELLUNGSRAUM / VERANSTALTUNGSRAUM


Um Innovationen erfahrbar zu machen, sollten sie für jedermann im wahrsten Sinne des Wortes ‚zugänglich‘ sein. Wenn Raum offen für die Öffentlichkeit ist, ist man auch selber offen. Das sind die besten Voraussetzungen für informelle Begegnungen und als informelle Bühne für Kunst und Kultur zu betrachten. Innovation braucht Raum, in dem sie sich präsentieren kann. Ideen und Erfindungen sollen gesehen werden. Der Öffentlichkeit, soll der Blick in den Raum, aber auch in laufende Arbeitsprozesse gewährt werden. Freier, unabhängiger Dialog, ohne politisches Interesse oder Profitgier, ist zunehmend gefragt.

Auf diese Weise können auch partizipative Projekte für die Gemeinschaft und mit der Gemeinschaft, entstehen. Die gesellschaftliche Teilhabe an Projekten lässt nachhaltige Projekte entstehen, von denen die Gemeinschaft langfristig profitiert, da sie mit in den Prozessen der Entscheidungsfindung und der Gestaltung involviert sind. Auf diese Weise können auch neuen Erkenntnissen über die Welt, unabhängig vom Profitgedanken und dem fortwährenden Wettbewerbsdruck, nachgegangen werden. Erfindungen können im öffentlich zugänglichen Raum ihren Anfang finden, und in den Informationsbereichen und Ausstellungsräumen vermittelt werden.






"NUR DURCH DIE MITTEILUNG, NUR AUS DER KONVERSATION DES MENSCHEN MIT DEM MENSCHEN ENTSPRINGEN DIE IDEEN."
Ludwig Andreas Feuerbach
(deutscher Philosoph und Anthropologe * 28. Juli 1804 † 13. September 1872)



Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird der Begriff ‚Salon‘ in einem Sinne gebraucht, der die Salons als Orte der Konversation auf einem gepflegten Niveau und als gesellschaftliche Institution kennzeichnet. Dort fanden auch Kunstausstellungen statt. In allen großen Städten, wie Berlin, Paris oder London entstanden ‚Salons‘. Diese stellten einen gemeinsamen Treffpunkt für Künstler, Wissenschaftler, Politiker, Schriftsteller, Bankiers und Arbeiter dar. Man tauschte sich aus und diskutierte neue Ideen. (Wilhelmy, 1989) In den ‚Salons‘ ging es um Austausch und Begegnung. Ein Ort, an dem sich Gründer, sowie junge Berufstätige mit Begabung und Intelligenz beweisen konnten. „So mancher kluge Geist fand im Salon einen Förderer.“ (Andreas Kulick, 2017, S. 221) Heute, wie damals ist der Grundgedanke der ‚Salons‘ weiterhin präsent. Mitte des 19. Jahrhunderts fand die erste Weltausstellung statt. Das Ziel war es, die industriellen und gewerbliche Leistungsfähigkeit zu präsentieren und die Demonstration neuer technischer Entwicklungen weltweit publik zu machen. Bis heute hat sich die Ausstellung zu einer internationalen Plattform zur Analyse, Entwicklung, Erziehung und Kommunikation grundsätzlicher Fragen, die die Menschheit betreffen, entwickelt. Zum Beispiel „Eine bessere Stadt, ein besseres Leben“ in Shanghai 2010.


"[…] ORTE, AN DENEN DER GEIST FLANIEREN UND SICH UNVERBINDLICH UMSCHAUEN KANN."
(Andreas Kulick, 2017, S. 236)




5.2.2 GEMEINSAME TREFFPUNKTE / CAFETERIA


Das Café ist ein Begegnungsraum, in den jeder Zutritt hat. Ein Treffpunkt für z.B. Paare, Freunde oder Geschäftsleute. „Vor allem ist ein Café jeder Ort, an dem man auf neutralem Boden höchst diskret und höchst intim mit anderen verkehrten kann – informell, ohne Agenda, dafür aber unter vier Augen. […] An ihm sind Kreation und Rekreation zugleich möglich.“ (Andreas Kulick, "Die Orte", 2017, S. 227) Einerseits kann die Gesellschaft in einem Café regenerieren, andererseits neue Ideen und Kraft aus Begegnungen mit anderen schöpfen. Zusammenfassend lässt sich festhalten: Orte der Begegnung und des freien Austauschs, der geistreichen Konversation sind inspirierend.


5.2.3 BIBLIOTHEK


Bibliotheken7 sind Speicher des Wissens und dementsprechend auch eine unendliche Ressource der Inspiration. Ein Ort, der publizierte Information für den Benutzer sammelt, ordnet und verfügbar macht. Lesen bedeutet sammeln, wer liest, sammelt Wissen. Neben der Betrachtung der verschiedenen Verortungen der digitalen, virtuellen und hybriden Bibliothek, hat die klassische physische Bibliothek eine bedeutende Verankerung im Bewusstsein der Gesellschaft. Auch Bibliotheken können Treffpunkte sein.


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7 Eine Bibliothek (lateinisch bibliotheca; griechisch bibliothḗkē, eigentlich = Büchergestell, zu: thḗkē, Theke) (NN(Duden), "Bibliothek", o.J.) ist eine Dienstleistungseinrichtung, die ihren Benutzern Zugang zu Information vermittelt.



5.3 LEHRRAUM
5.3.1 ARBEITSRÄUME


Innovationsteams brauchen das gleiche Ziel: Nämlich individuelles Wissen so schnell wie möglich in gemeinsames Wissen transferieren. Teambereiche erleichtern informelles Brainstorming und den informellen Informationsaustausch. Durch „Vertikale Präsentationsmöglichkeiten mit Whiteboards, Pinnwänden, Projektionsflächen etc. ermöglichen den Nutzern einen aktiven Umgang mit Informationen. Stauraumelemente sorgen nicht nur dafür, dass benötigte Materialien immer bei der Hand sind, sie ermöglichen auch die Zonierung von Räumen.“ (Steelcase, o.J.)

5.3.2 COWORKING-SPACE / MEETING-POINTS


‚Zwischenräume‘, also neben und zwischen Vortragssälen, Seminarräumen und Lernräumen, weisen ein nicht zu vernachlässigendes Potenzial auf. Verkehrswege, Treppen sind Begegnungsraum. In diesen Zonen können Coworking-Spaces entstehen. Das Fraunhofer Instituts hat das Phänomen ‚Faszination Coworking‘, im Verbundforschungsprojekt ‚Office 21‘ erstmals untersucht. Hier heißt es: „diese als ‚Coworking Spaces‘ bezeichneten Gebilde entwickeln eine Anziehungskraft, ein Wachstum und eine Kreativität, die in den meisten Unternehmen ihresgleichen sucht.“ (Fraunhofer-Institut(IAO), 2014) Coworking Spaces lösen eine inspirierende Atmosphäre aus, die zum Arbeiten motiviert und anregt. Die Bereitstellung von Arbeitsplätzen allein ist nicht fördernd. Die Funktion des sogenannten Socializing8 wird immer bedeutender. Freelancer, die sich tage- oder wochenweise eine unverbindliche Bürogemeinschaft teilen, in der man Kontakte zu möglichen Gleichgesinnten suchen kann. Coworking-Spaces können aber auch Treffpunkte zu einer temporären, interdisziplinären Teamarbeit sein, sozusagen, eine nicht ortsgebundene, flexible Arbeitsmöglichkeit. Unternehmen, wie die Credit Suisse haben Konzepte, wie die Smart-Working-Initiative, das das Büro in verschiedene Arbeitsbereiche unterteilt, umgesetzt. Hier bietet Credit Suisse seinen Mitarbeitern sogenannte ‚Homezones‘ oder ‚Stand-up-Meeting-Points‘, wo spontane Treffen stattfinden können.


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8 Das Wort Socializing (engl. „Knüpfen von Kontakten“) bedeutet die berufliche Kontaktpflege im Rahmen von geselligen Treffen und Veranstaltungen. (NN(Duden), "Das Socializing", o.J.)







5.3.3 VORTRAGSSAAL / KURSRAUM


Vortragssäle bieten eine Bühne für junge Forscher und Gründer zur Präsentation ihrer Entwicklungen, die hier mit der Öffentlichkeit diskutiert und Investoren vorgestellt werden können. Menschen lernen nie aus. Neue Herausforderungen im Beruf fordern den Menschen ein Leben lang und somit unterliegt er immer einem ständigen Lernprozess. Der Mensch wächst durch Erleben, Erfahren und Erlernen. Fortbildungen sind ein wichtiger Faktor und für das Entstehen von Neuem unerlässlich.



5.4 WERKRAUM
5.4.1 IDEENWERKSTÄTTEN / PRODUKTIONSRÄUME / ATELIERRÄUME


Werkstätten mit einer Sammlung an verschiedenem Material und technischen Geräten sind Werkzeug für die Ideenfindung. Zufällige Materialien finden sich als mögliche Antwort auf Fragen. Der Begriff Bricolage9 kommt hier ins Spiel. Der Unterschied zum analytischen Erfinden ist, dass vom Material und einer Vorstellung ausgehend ein Objekt beim Basteln entsteht. Das Konzept der Bricolage, Materialien außerhalb ihres Bestimmungszwecks zu verwenden wurde aus der Anthropologie in die verschiedensten Gebiete übernommen: Kognitionswissenschaften, Linguistik, Informationstechnologie, sowie in der Innovationsforschung. Schon einige revolutionäre Ideen sind beispielsweise in einer Garage entstanden. Steve Jobs und Steve Wozniak schraubten Mitte der 70er Jahre in der Garage von Jobs Eltern den ersten Apple-Rechner zusammen. Der als Ursprung von Silicon Valley geltende Ort ist ebenfalls eine Garage, die sog. „HP Garage“ in Palo Alto. In dieser nahm die Erfolgsgeschichte des Unternehmens ‚Hewlett-Packard‘10 seinen Anfang. „Die Garage ist der Ort des vorprofessionellen Entdeckens und Erfindens, der Lust am Provisiorium.“ (Andreas Kulick, "Die Orte", 2017, S. 245)



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9 Claude Lévi-Strauss führte den Begriff Bricolage 1962 ein. (von frz. bricoler herumbasteln, zusammenfummeln) (NN(leo.org), o.J.)
10 Bill Hewlett und Dave Packard gründeten 1939 die HP Inc., einer der größten US-amerikanischen PC- und Druckerherstellungsfirmen mit der Unternehmenszentrale in Palo Alto, Kalifornien.






"STAY HUNGRY. STAY FOOLISH."
Steve Jobs
(US-amerikanischer Unternehmer, Mitgründer von Apple Inc. * 24. Februar 1955 † 5. Oktober 2011)



5.6 FAZIT


An Orten des Zusammenkommens und Experimentierens, die weitgehend aus der Welt des Handels und der Politik gelöst sind, unabhängig von Macht- oder Profitinteressen, können freie Gespräche stattfinden. Kreativität kann hier gedeihen – sehr bedeutsame Qualitäten, die für die Entwicklung von Innovationen außerordentlich relevant sind. Unter diesen Bedingungen können neue Märkte erschlossen werden und Lösungsansätze für bedeutende gesellschaftliche Herausforderungen hervorgebracht werden. Sie schaffen neue Arbeitsplätze und nachhaltiges Wachstum. Ein architektonisches Konzept soll diesem Grundgedanken Raum geben.

Der Münchner Stadtteil Maxvorstadt, verfügt über überdurchschnittlich viele Einrichtungen im kulturellen und künstlerischen Bereich. Viele der bedeutendsten Museen und Sammlungen der Stadt, wie die Alte- und Neue Pinakothek, die Akademie der Bildenden Künste, die Pinakothek der Moderne, sowie das Museum Brandhorst sind hier beheimatet. Auch viele Bildungseinrichtungen wie die LMU und die Technische Universität haben dort ihre Lehrräume. Zusammen bilden sie das Kunstareal. International wird das Kunstareal als innovativer Ort der Wissensgesellschaft wahrgenommen. Das Kunstareal ist Teil des kollektiven Gedächtnisses der Stadt München. Gleichzeitig pulsiert die Maxvorstadt als ein lebhafter und lebendiger, urbaner Raum. Das Kunstareal steht für Öffnung der Schatzkammern bildender Kunst, Öffnung gegenüber den Menschen und der Zukunft. Es etabliert sich durch seine Sammlung als Feld der Ideen und des Austausches.

Also ein idealer Standort an einer äußerst prominenten Stelle in München. Somit wird auch diesem Thema ‚Raum‘ gegeben.



LITERATURVERZEICHNIS


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vgl.NN(Kreativitätstechniken). (o.J.). Was ist Kreativität? Von Kreativitätstechniken.info abgerufen

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BILDNACHWEIS


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B. 02 „Design Thinking“
B. 03 „C36, Wooden Sculpture“, © Michele de Lucchi, 2006
B. 04 „Chatroom“
B. 05 „Innovationsräume“, © steelcase, Wie Arbeitsplätze dazu beitragen Innovationen zu fördern
B. 06 Koshino House, Tadao Ando, Von archdaily.com abgerufen
B. 07 “Interdisziplinäres Team” Von Med.Uni Rostock abgerufen
B. 08 SAP Innovationszentrum, © Scopeoffice
B. 09 Atelier Picasso, Villa La Californie, Cannes, 1955, © Andre Villers
B. 10 „can a city become too big?“, © Citi.io
B. 11 „Der lierarische Salon“, Madame Geoffrin (1755)
B. 12 „Co-Working Space“ von Bubble Office 2016, Design: Coll Coll
B. 13 Apple-Gründer Steve Jobs (rechts) und Steve Wozniak an einem Computer, 1976, © Apple/dpa