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EISSCHNELLAUFSTADION
EIN STADION FÜR DIE OLYMPIADE IN QUEBECK 2026
»GEORG-BURG-PREIS 2016«
Konstruktion Sommersemester 2016 I Betreuer: Prof. Lars Schiemann, Prof. Martin Zoll
Verfasser: Mark Kreppel, Farah Jean Fürst

DIE ENTWURFSAUFGABE

Anlässlich der Bewerbung von Quebec (Kanada) für die Winterolympiade 2026 plant die Stadt, anstelle einer bestehenden 400m Eisschnellaufbahn eine überdachte Eisschnellauf-Arena zu bauen, mit einem olympischen Fassungsvermögen von ca. 8.000 Zuschauern. Nach den olympischen Spielen soll das Stadion ca. 5.000 Plätze bieten.
Primäres Ziel der Aufgabe ist der Entwurf einer effizienten und materialgerechten Tragkonstruktion für die Halle, unter Berücksichtigung aller nutzungstechnischen und bauphysikalischen Kriterien der Eisschellaufbahn für internationale Wettkämpfe. Darüberhinaus hat sich die Bedeutung moderner Sportarten seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark verändert, von eher zweckorientierten Anlagen hin zu modernen “Kathedralen” des Sports, zu großen öffentlichen Versammlungsstätten, deren ikonographischer Charakter Ausdruck und Deutung der jeweiligen Stadt zum Ausdruck bringen und zu einer Verstärkung der Ortsidentität beitragen soll.

“Als Architekt entsprechen wir dieser Forderung, wenn es uns gelingt die innere Funktion, die dafür außergewöhnliche Konstruktion und die dafür zeichenhafte Deutung des Genius Loci sinnfällig in eine harmonische Einheit zu verschmelzen”
(Volkwin Marg, gmp)

STÄDTEBAU

Die bestehende Eislaufbahn unter freiem Himmel liegt hinter einer Böschung verborgen, und ist deshalb von der Autobahn aus nicht sichtbar. Demnach wird das Eislaufstadion auf einen umlaufenden Sockel gesetzt. Die Treppen führen die Besucher auf den Stadionumgang. Von dort aus verteilen sich die Besucherströme auf zwei Haupteingänge, an den Längsseiten, im Osten und im Westen. Durch die direkte Lage an der Autobahn Autoroute Henri -IV ist ein zügiges Verkehren von und zu den Spielen in Verbindung mit der direkt an das Stadion befindlichen rund 11.000 Pkw fassenden Parkharfe gewährleistet. Gleichzeitig sollen dabei die Besucherströme entflochten und gezielt gelenkt werden. Die Anfahrt erfolgt über die Avenue Roland Beaudin. Die Formen des gesamten Geländes ergänzen sich durch bauliche Strukturen gegenseitig zu einer Architekturlandschaft.

GESTALT

Durch die vorrangige Anordnung der Zuschauerplätze an den Längsseiten mit den Ziellinien und an der in Laufrichtung daran anschließenden Kurve, entsteht ein Schwung in den Tribünen, die dem Zuschauer von dort aus die besten Sichtverhältnisse ermöglichen. Das Tragwerk folgt demnach den Tribünen und weitet sich in den Eingangsbereichen auf.

ERSCHLIESSUNG INNENRAUM

Das Eisschnellaufstadion, das seine Kapazität von 8.000 Sitzplätzen gleichmäßg auf 3 Ränge verteilt: die unteren mit ca. 3.000 Sitzplätzen, die oberen mit jeweils um die 2.500 Sitzplätzen. Die speziellen Sitzplätze für Menschen mit Behinderung und ihre Begleitung befinden sich auf der Haupterschließungsebene, ohne Ebenenwechsel.
Die Besucher sammeln sich in den Foyers, gelangen vom Stadionumgang über die Haupteingänge ins Foyer und verteilen sich auf die Tribünen.
Die Räume für Regie, Zielrichter und Zeitnahme liegen in Höhe der 500m Ziellinie. Rundfunk und Fernseh-, Kampfrichter-, VIP- und Pressekonferenzräume sind über den Zuschauerplätzen angeordnet. Der Sportlerbereich mit Umkleiden und Sanitärräumen, sowie die Anfahrt mit Parkplätzen befindet sich im Untergeschoss. Die bestehenden Technikflächen, sowie der Technikbereich für die Eisfläche (Schmelzgrube für Eisabrieb, Raum für Eisbearbeitungsgeräte) werden in das Untergeschoss integriert. Sowohl die Sportler, als auch das Eisbearbeitungsgerät gelangen über eine Treppe auf den Innenraum der Eisfläche. Somit kreuzen sich nicht die Verkehrswege von Sportlern und Zuschauern.

KONSTRUKTIONSIDEE

Das Ziel des Entwurfs war es, eine effiziente und materialsparende Tragkonstruktion zu entwickeln.
Da sich die Bedeutung moderner Sportarenen seit der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts stark verändert, von eher zweckorientierten Anlagen hin zu modernen “Kathedralen” des Sports, zu großen öffentlichen Versammlungsstätten, deren Charakter Ausdruck und Deutung der jeweiligen Stadt zum Ausdruck bringen und zu einer Verstärkung der Ortsidentiät beitragen soll.

KONSTRUKTION

Die Konstruktion bilden abgespannte Kragarmträger, die einzeln betrachtet nach innen fallen. Infolgedessen wird er im äußeren Bereich durch einen liegenden Fachwerkträger, der sich verbreitert und verjüngt, entsprechend der auftretenden Belastungen gekoppelt und auf Position gehalten. Zudem wird er im Inneren durch einen Zugring gegengespannt. Die Linse im Zentrum folgt dem Kraftverlauf der Kragarmträger außen und basiert auf einer unterspannten Bogenkonstruktion mittels Luftstützen.
In dem zugbasierenden System treten keine Momente auf, das ermöglicht eine überaus filigrane, materialsparende Konstruktion. Auch die Membran, die das Sekundärtragwerk bildet, welche unter das Primärtragwerk gespannt wird, spart Material, da auf eine Unterkonstruktion verzichtet werden kann.
Der Zusammenhang zwischen Konstruktion und architektonischer Form trägt dazu bei, das Eisschnellaufstadion zu einer Arena werden zu lassen, die auch nach der Winterolympiade für Quebec eine städtebauliche und funktionale Bereicherung darstellt.